Kurz vor Ende Dezember jährt sich zum zehnten Mal der tragische Skiunfall von Michael Schumacher in Meribel, Frankreich. Seit diesem Vorfall hat der ehemalige Formel-1-Weltmeister die Öffentlichkeit gemieden, und wilden Spekulationen über seinen Gesundheitszustand wird Raum gegeben. Trotzdem bleibt er eine Sportikone. Eine fünfteilige Dokumentarserie beabsichtigt, die Entstehung seines Ruhmes, die Person hinter dem Rennhelm und sein Vermächtnis zu beleuchten.
Die abschließende Szene des zweiten Teils der vor drei Wochen ausschließlich in Deutschland ausgestrahlten fünfteiligen Dokumentarserie „Being Michael Schumacher“ fasste perfekt die Vergangenheit und die aktuelle emotionale Wirkung von Michael Schumacher, dem siebenfachen Formel-1-Weltmeister, auf die Sportwelt zusammen. In der Dokumentation wird mit dem Formel-1-Fan Gregory Lucassen-Servaty gesprochen, der in einer kleinen Stadt lebt. Lucassen-Servaty wird gebeten, sich an den deutschen Piloten zu erinnern und erzählt, dass die Schumacher-Fans früher „auf eine gute Weise lauter“ waren.
Die Kartbahn-Wurzeln von Michael Schumacher: Eine Rennlegende im Erftlandring
In den Mitte der 1980er-Jahren war Michael Schumacher ein junger und ehrgeiziger Kartfahrer. Sein Zuhause war praktisch der Erftlandring, die Rennstrecke in Kerpen Manheim, da seine Eltern die Anlage gepachtet hatten. Niemand war so eng mit dem Kurs neben der Kiesgrube verbunden wie der Junge mit dem langen Kinn und dem niederrheinischen Singsang. Die Herkunft aus einfachen Verhältnissen, die Unterstützung durch väterliche Mentoren wie Norbert Haug oder Gerd Noack, sowie seine Bescheidenheit und Freundlichkeit, selbst bei den größten Erfolgen, sind zentrale Elemente dieses Biografieerzählung.
Being Michael Schumacher: Ein Blick hinter die Kulissen einer Rennlegende
‘’Being Michael Schumacher“ dokumentiert wichtige Meilensteine in seiner Erfolgsgeschichte und präsentiert stimmungsvolle Aufnahmen von bedeutenden Momenten wie seinem ersten Grand Prix Sieg in Spa, dem ersten WM-Titel in Adelaide oder Eindrücken aus der Ferrari-Zentrale in Maranello. Die Dokumentation lässt verschiedene Persönlichkeiten zu Wort kommen, darunter Förderer, Sportjournalisten und Kontrahenten, die sich an diese Ereignisse erinnern.
Unabhängig von der eigenen Einstellung zum Motorsport steht außer Frage, dass Michael Schumacher diesen Sport maßgeblich geprägt hat. Die Doku gewährt interessante Einblicke hinter die Kulissen seines Superstar-Images, etwa beim frühen Medientraining des unerfahrenen Fahrers. Auch reflektiert sie darüber, inwiefern Schumacher in den 90er-Jahren als Repräsentant des vereinten Deutschlands gesehen wurde.
Die Doku thematisiert zudem, dass Schumacher im Wettbewerb nicht unumstritten war. Er wird als eine Rennmaschine dargestellt, die auf Erfolg ausgerichtet war und im Zweifel jedes Mittel einsetzte, um zu gewinnen.
Blick durch die Linse einer Legende und die Resilienz eines Champions
Von Lionel Messi bis David Beckham scheint mittlerweile fast jeder herausragende Sportler seine eigene umfassende Dokumentation zu haben, die hauptsächlich der Bewunderung dieser Sportikonen gewidmet ist. Mit Ausnahme der nuancierten Jan-Ullrich-Dokumentation liegt der Fokus dabei auf der Verehrung. Michael Schumacher bildet dabei keine Ausnahme. Nach seinem Unfall wurden bereits vier Dokumentationen veröffentlicht, wobei eine davon vom Autor Andreas Troll stammt, der mit dieser fünfteiligen Serie noch detaillierter auf die Thematik eingeht. Der Unfall spielt eine immerwährende Rolle, wodurch die Serie bereits eine gewisse nachdenkliche Atmosphäre erhält. Dennoch suggeriert „Being Michael Schumacher“, dass man, in Analogie zu „Being John Malkovich“, metaphorisch in den Kopf des Protagonisten schlüpfen und die Welt durch seine Augen betrachten könnte. Die Dokumentation kommt diesem Gedanken allerdings nicht allzu nahe. Dies mag für Schumachers Fans ein Hoffnungsschimmer sein: Michael Schumacher zeigt sich in jeder Hinsicht als widerstandsfähige Persönlichkeit.
