In der Nähe des Schwarzen Meeres, in einem riesigen Tal am Fuße der nordwestlichen Berge der Türkei, liegt eine verlassene Stadt mit 567 Mini-Burgen, die an ein unheimliches Disney World denken lässt. Diese halb fertige Stadt in der Türkei, Burj Al Babas, mag im Moment nur eine Geisterstadt sein, aber ursprünglich war sie als luxuriöse Stadtentwicklung geplant. Die Hälfte der mehrstöckigen Schlösser wurde bereits zu Preisen zwischen 370.000 und 500.000 Dollar verkauft und versprechen ein Leben in Luxus. Nach einer Reihe unglücklicher weltweiter Ereignisse geriet die türkische Wirtschaft jedoch in eine schwere Krise, die die für die Fertigstellung des Märchendorfs erforderlichen Investitionen beeinträchtigte.
Ein europäischer Traum im Nahen Osten
Die angenommenen Kunden dieses Projekts waren besonders reiche arabische Unternehmer aus der Golfregion, aber nicht nur. Die Sarot Group, der Entwickler des Projekts, wollte ein europäisch inspiriertes Paradies im Nahen Osten errichten. Der Ort befindet sich in der römischen Kurstadt Mudurnu, die für ihre heißen Quellen und ihr heilendes Wasser berühmt ist.
Zurzeit sind viele der halb fertigen Gebäude mit verlassenen Baumaterialien übersät. Das Ziel war es, diesen Teil der Türkei in eine französische Riviera oder den Nordosten Spaniens zu verwandeln. Die Dachterrassen im gotischen Stil mit Blick auf den Wald sollten eine Attraktion für die Reichen werden und als Hintergrund für Instagram-Influencer dienen. Jede Villa sollte über eine Fußbodenheizung und Whirlpools auf jeder Etage verfügen.
Neben den üppigen Häusern wollten die Entwickler auch ein Kino, ein großes Einkaufszentrum sowie einen Sportkomplex bauen. Ein Golfplatz sowie teure Gourmetrestaurants und Spas waren ebenfalls Teil des ursprünglichen Plans. Als die Bauarbeiten eingestellt wurden, waren noch keine Straßen gebaut worden.
Ruinen im Stil des Kalten Krieges
Da das Projekt u. a. aus Geldmangel aufgegeben wurde, wurden auch die fast identischen Schlösser mit ihren kunstvollen, von der Gotik inspirierten architektonischen Details aufgegeben, was dem Ort ein Flair von Ruinen aus dem Kalten Krieg verleiht.
Im Moment sieht das Tal mit den Herrenhäusern wie ein leeres Viertel aus, das von geisterhaften, halb fertigen Hüllen bevölkert ist. Nicht eine einzige Villa wurde fertiggestellt, und die Stadt steht leer. Sie wirkt kühl wie eine Stadt, die in großer Eile verlassen wurde, aus Angst vor einer tödlichen Pandemie oder einem verheerenden Krieg.
Warum wurde das Schlossdorf aufgegeben?
Die ersten Bauarbeiten wurden 2014 in Angriff genommen und sollten ursprünglich innerhalb von vier Jahren abgeschlossen werden. Aufgrund finanzieller Probleme waren sie jedoch gezwungen, Konkurs anzumelden. Seit Beginn der Bauarbeiten waren die Einheimischen sowohl über die Ästhetik als auch über die lästigen Geschäftspraktiken der Bauunternehmer verärgert. Eines der Hauptargumente war, dass diese Schlösser dem lokalen Stil völlig fremd waren.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Tatsache, dass die Bauten die Umwelt schädigten, weil Bäume abgeholzt wurden und die Luft verschmutzt wurde. Es wurde auch eine Klage gegen die Entwickler eingereicht. Die Kritiker des Projekts wiesen auch darauf hin, dass es keine wirkliche Verbindung zwischen dieser Reihe von Schlössern und der Umwelt gibt und das gesamte Projekt daher wie ein Kitsch-Implantat inmitten einer üppigen, schönen Umgebung aussähe. Manche bezeichnen es sogar als „gruselig“. Zu guter Letzt erklärten einige Wirtschaftsexperten, dass das Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, da die Anbindung an die großen Städte schlecht ist und das Projekt weit entfernt von allen touristischen Attraktionen an der Schwarzmeerküste liegt. Die nächstgelegene Großstadt ist Istanbul, vier Stunden mit dem Auto entfernt.
Aber der Hauptgrund, der das Projekt stoppte, war die zunehmende Verschuldung der Entwickler. Da die türkische Wirtschaft um ihr Überleben kämpft, häuften die Entwickler Schulden in Höhe von 27 Millionen Dollar an, was schließlich zum Baustopp führte.
Wird es jemals fertiggestellt werden?
Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren die Entwickler zuversichtlich, dass sie in absehbarer Zeit eine Lösung finden würden. Nach dem Ausbruch der Pandemie wurden die Chancen auf eine Wiederaufnahme des Projekts jedoch erheblich eingeschränkt, und das Projekt wurde seitdem nicht wieder aufgenommen. Die Vertreter der Sarot-Gruppe vermeiden es bis jetzt, irgendwelche Prognosen abzugeben, aber viele Beobachter vor Ort schätzen, dass es unwahrscheinlich ist, dass das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt wieder aufgenommen wird.
Nach wie vor kommen abenteuerlustige Reisende aus der ganzen Welt hierher, um Bilder zu posten und die Geschichte dieses Ortes immer wieder zu erzählen. Vielleicht bringt dies zumindest aus Sicht der lokalen Wirtschaft einige lokale Investitionen in das Gebiet.
